"Woher weiß der Künstler, dass er fertig ist?"
- ich, vor abstrakter Kunst
Initiierendes Ereignis vor meinem ersten Pinselstrich
Mein Onkel ist frisch verliebt in eine Künstlerin und bringt mich dazu, mit ihm ein Kunstmuseum zu besuchen. Ich stehe vor einem Bild von Martin Noel, es ist überwiegend weiß mit 13 bunten Farbstrichen.
Folgendes geht mir durch den Kopf:
- Das kann ich auch - okay, aber ich mach es nicht.
- Es gefällt mir, aber ich weiß nicht, warum.
- Woher weiß der Künstler, wann er fertig ist?
Vor allem die Frage beschäftigt mich tagelang. Bei gegenständlicher Kunst, klar könnte der unwissende Laie glauben, die Antwort läge in der Perfektion. Aber was ist perfekt, im wortwörtlichen Sinne abgeschlossen, im Abstrakten?
Ermutigt von Künstlerin Petra Thoelke mittels ihrer youtube-Videos, griff ich zu Leinwand, Fensterwischer, weiß und lila und strich verteilt über 6 Monate abwechselnd beide Farben. Wartend und beobachtend auf innere Eingebung, wann es fertig sei. Ich hatte keine Absicht oder Plan, was es darstellen sollte oder könnte. Nach fast einem halben Jahr war der Moment eindeutig und klar: jetzt ist es fertig! Bis heute würde ich keinen Strich ändern, nichts hinzufügen, nichts wegnehmen. Noch immer weiß ich nicht, woher ich wusste, dass es fertig ist. Ich habe gespürt, dass es so ist. Aus dieser Faszination male ich seit dem weiter.
